In der sozialdemokratischen Arbeiter-Zeitung aus
Wien finden sich in den Ausgaben nach dem 10. Mai fast täglich
mehrere Artikel und kritische Kommentare.
Berühmt geworden ist der Protestbrief Oskar Maria Grafs "Verbrennt
mich!", den die Zeitung am 12. Mai abdruckt.

Vestmanlands Läns Tidning aus Västerås
schreibt am Donnerstag, dem 11. Mai 1933:
"Die Bibel wird als undeutsches Buch
verbrannt! Die Plakate auf den Litfaßsäulen in Breslau, auf
denen die Studenten aufgefordert werden, an der Verbrennung jüdischer
und marxistischer Bücher teilzunehmen, wurden von Unbekannten mit
kleinen Zetteln überklebt, die dazu aufrufen, die Bibel bei der
Ablieferung der Bücher auf dem Index nicht zu vergessen. Dienstag
fanden sich mehrere Personen beim Sammellokal ein, die von sich aus
das Alte Testament abgeben wollten."
Und Politiken aus Kopenhagen berichtet in der schon erwähnten
Ausgabe vom 11. Mai:
"(...) Das Einsammeln der letzten Tage
wurde häufig begleitet von eigentümlichen Episoden. In einer
kleinen Leihbücherei fand sich demnach ein Studentenkomitee ein
und forderte von der Inhaberin, einer jüdischen Dame, alle jüdischen
Bücher des Ladens. - Mit schwerem Herzen - sie bekam ja keine Wiedergutmachung,
und die Abgabe von ein paar hundert Büchern ist doch immer ein
Verlust von ein paar hundert Mark - gab sie ab, was sie an Werken jüdischer
Verfasser hatte. Als sie zuletzt meinte, daß sie alles hervorgebracht
hätte, kam sie noch mit einem letzten jüdischen Buch herbei
- es war die Bibel. Die Studenten stutzten, der eine sah den anderen
an, und stumm verließen sie den Laden, ohne ein einziges Buch
mitzunehmen. (...)"
Amerika
Grundsätzlich verhielt sich Amerika trotz umfassenden
Wissens um die Entwicklungen in Deutschland eher zurückhaltend.
Zu diesem frühen Zeitpunkt unterschätzte man die Aktionen
der Nazis noch. Nur bei besonderen Vorkriegsereignissen - und zu diesen
zählte die Bücherverbrennung -, steigerte sich die Aufmerksamkeit
der amerikanischen Bevölkerung und der Medien, wenn auch nur
kurzzeitig. Die Wissenschaftlerin Carol Paul-Merrit beschreibt es
so:
"Zu Anfang und gegen Mitte der dreißiger
Jahre war der zwar verabscheute Faschismus (den Amerikanern), besonders
bei der Mehrzahl der traditionell isoliert Denkenden, zu abgelegen
und abstrakt. (...) Natürlich konnten spezifische Ereignisse
ein Anschwellen der Pressetätigkeit hervorrufen."
[C. Paul-Merrit, The Reception of the German Writers
in Exile by the American Liberal Press 1933-1945: Changes and Trends,
aus: John Spalek und Robert F. Bell (Hg.), Exile: The Writers Experience,
Chapel Hill, 1982, S. 102]